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Maximale Spannung in Verbandsliga und Landesklasse Süd

der Kommentar zur sechsten Runde in den Schachklassen

von Holger Bergmann

Die Überschrift bezieht sich auf die hessischen Klassen, die mit den üblichen zehn Mannschaften bestückt sind. Die Landesklasse Süd hat Überlänge, und die Kreisklassen D im Bezirk stellen mit der nächsten Runde bereits ihren Spielbetrieb ein.
Während des letzten Spieltags wurde mit am Telefon diverse Male die Frage nach der Anzahl der Absteiger in den hessischen Klassen gestellt. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt natürlich kaum möglich, dies wirklich abschließend zu beantworten, doch Trends sind erkennbar. Die 2. Bundesliga Ost wird vermutlich beide Absteiger in die Oberliga Ost A/B abgeben, und zwar unabhängig davon, wie sich die beiden gefährdeten hessischen Mannschaften aus Oberursel und Hungen/Lich letzten Endes aus der Affäre ziehen. Denn auch die Klubs aus Chemnitz und Dresden würden in die Oberliga Ost absteigen; lediglich TSV Bindlach bzw. Schott Mainz wären anderen Regionen zuzuordnen.
Bei der Annahme zweier Zweitliga-Absteiger würden aus den beiden Oberliga-Gruppen je zwei Teams absteigen. In der Oberliga-Gruppe B, in der die hessischen Vereine spielen, träfe dies mindestens eine hessische Mannschaft, nach Lage der Dinge vielleicht auch zwei. Die Auswirkung auf die Hessenliga wäre dann zwei bzw. drei Absteiger in die Verbandsligen. Hier greift jetzt der HSV-Beschluss vom letzten Jahr, der das geografische Prinzip in der Abstiegsfrage aufgehoben hat und das in der Oberliga gängige Verfahren anwendet. In der Praxis wirkt sich das wie folgt aus: Zwei Hessenliga-Absteiger ergeben jeweils zwei Absteiger aus den Verbandsligen Nord und Süd, drei Absteiger ergeben insgesamt fünf Absteiger, wobei die beiden Drittletzten jeder Verbandsliga-Gruppe in die Relegation müssen. In der Verbandsliga Süd spielen fünf Teams, die der Landesklasse Süd im Falle eines Abstiegs zuzuordnen sind. Diese Mannschaften sind allesamt gefährdet, während mit dem mutmaßlichen Meister SV Hofheim II und Sfr. Neuberg zwei Teams aus dem Schneider sind, die zur Landesklasse Ost rechnen. Allerdings ist Schlusslicht SG Dietzenbach ein Team aus dem Bezirk 4 und damit potentiell zur Landesklasse Ost gehörend. Wenn man einen zweiten Verbandsliga-Absteiger also der Landesklasse Süd zurechnet, dann steigen dort vier Mannschaften ab, ansonsten wären es drei. Die Starkenburgliga fängt etwaige zusätzliche Absteiger für ein Jahr auf und spielt dann mit mehr als zehn Teams. Es gibt in dieser Saison aus der Starkenburgliga mit einiger Sicherheit zwei Absteiger (einen gäbe es nur, wenn kein Starkenburger Team aus der Landesklasse Süd absteigt, doch davon gehen nurmehr die größten Optimisten aus).
Im Bezirk geht das Absteigen also wie gewohnt vor sich, wobei sich auswirkt, dass in der Bezirksklasse nur neun Mannschaften spielen. Hier gibt es also nur einen Absteiger, was zur Folge hat, dass auch in der Kreisklasse A nur eine Mannschaft absteigt. Dies gilt dann analog für die Kreisklassen B und C, wobei die C-Klasse, die ja nur mit neun Mannschaften gespielt hat, durch einen vermehrten Aufstieg aus den Kreisklassen D möglichst aufgefüllt wird.
Nach dieser allgemeinen Betrachtung nun aber zu den einzelnen Spielklassen, beginnend mit der Verbandsliga Süd: Schachforum Darmstadt hat hier einen weiteren wichtigen Punkt im Abstiegskampf gesammelt. Bei SC Frankfurt-West stand es nach einem spannenden Wettkampf 4,0:4,0. Für Schachforum punkteten an den Spitzenbrettern Hans-Joachim Tucholke und Philippe Baldy mit Gewinnpartien voll. Erwartungsgemäß ohne Chance blieb dagegen SC Weiterstadt gegen Spitzenreiter SV Hofheim II. Die Taunusstädter setzten sich mit 6,0:2,0 durch und bleiben ungefährdet auf Aufstiegskurs. Einen Achtungserfolg erzielte der Weiterstädter Werner Hahn am zweiten Brett gegen Fidemeister Erik Zude. Die Lage der Liga hat sich mit diesem Spieltag nicht wesentlich verändert. SV Hofheim II wird mit einiger Gewissheit aufsteigen, Sfr. Neuberg steht auf Platz 2 im "Niemandsland" der Tabelle, und die anderen acht Mannschaften spielen die wahrscheinlichen beiden Absteiger unter sich aus. Die Punktabstände von oben nach unten sind minimal.
Einen rabenschwarzen Tag erwischte Tabellenführer SC Gersprenz in der Landesklasse Süd. Der Verbandsliga-Absteiger verlor bei Schlusslicht Sfr. Bürstadt völlig unerwartet mit 3,5:4,5. Für die Spielgemeinschaft aus Dieburg und Münster gewannen Michael Krause, Alexander Fontana und Manfred Heckwolf, doch dies erwies sich bei vier Verlustpartien als zu wenig. Während die Gersprenzer Aufstiegsambitionen einen starken Dämpfer erlitten, schöpft Sfr. Bürstadt im Abstiegskampf nach dem ersten Saisonsieg neue Hoffnung. Die Aussichten von TEC Darmstadt sind nach dem 4,5:3,5-Erfolg im Derby gegen SK Bad König wieder stark gestiegen. Die Darmstädter halten nach dem zweiten Sieg in Folge wieder Kontakt zu den Aufstiegsplätzen und haben Chancen, nochmals ins Titelrennen einzugreifen. TEC Darmstadt hat lediglich einen Punkt Rückstand auf den neuen Tabellenführer SC Höchst. Zum Sieg gegen die Kurstädter steuerten Frank Keim und Dieter Nederveld Gewinnpartien bei. SK Gernsheim verbleibt nach dem unglücklichen 3,5:4,5 bei SC Hattersheim im Tabellenkeller. Die Mannschaft verpasste trotz guter Stellungen eine Überraschung beim Tabellenzweiten, weil letztlich nur Blasko Djondras gewinnen konnte. Nach dem ersten Saisonsieg hat SK Reinheim seine Position in der Abstiegsfrage verbessert. Beim etwas glücklichen 4,5:3,5 gegen Aufsteiger Sfr. Hochheim gewannen Jürgen Lang und Bernd Höhl für das Starkenburger Team. Angesichts von drei oder vier Absteigern aus der Landesklasse Süd (abhängig von der Entwicklung in den höheren Schachklassen) sind in dieser Saison hier besonders viele Punkte für den Ligaerhalt erforderlich.
Tabellenführer Turm Breuberg ist der Gewinner des Spieltags in der Starkenburgliga. Die Mannschaft gewann bei FK Babenhausen sicher mit 6,0:2,0 und profitierte von den Punktverlusten der Konkurrenz. SC Groß-Zimmern kam bei der abstiegsgefährdeten SGW Schaafheim über ein Unentschieden nicht hinaus, und auch das direkte Duell zwischen den Verfolgern aus Rödermark und Langen endete remis. Turm Breuberg geht mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung ins letzte Saisondrittel. Angesichts des durchaus lösbaren Restprogramms ist das Team damit Favorit für Meisterschaft und Landesklassen-Aufstieg. Während sich die Aufsteiger SC Ober-Ramstadt und SK Eberstadt nach dem Remis gegeneinander im Mittelfeld konsolidierten, hat Schachforum Darmstadt II seine Position im Kampf um den Klassenerhalt verbessert. Die Bessunger gewannen das Kellerduell gegen Schlusslicht SC Gersprenz II mit 7,0:1,0 hoch und legten zwischen sich und die Abstiegsplätze ein Zwei-Punkte-Polster. Für SC Gersprenz II ist nach dieser neuerlichen Niederlage der Klassenerhalt kaum mehr zu schaffen. Das Team dürfte praktisch als erster Absteiger aus der Starkenburgliga feststehen.
SC Weiterstadt II steht in der Bezirksklasse vor dem direkten Wiederaufstieg. Der Tabellenerste gewann gegen SC Groß-Umstadt souverän mit 6,5:1,5 und festigte die Spitze. Die besten Aussichten auf den zweiten Aufstiegsplatz besitzt SC Goddelau, das in dieser Runde spielfrei war. Kontakt zu den Aufstiegsplätzen hat außerdem der Tabellendritte SK Bad König II, der nach dem Sieg bei SK Langen II zwei Punkte zurückliegt. Während sich TEC Darmstadt II nach dem Heimsieg gegen SC Eppertshausen ins Mittelfeld verbesserte, verbleibt Schachforum Darmstadt III in der gefährdeten Region. Für mich ist sicher, dass eines der drei letztplatzierten Teams den einen Absteiger stellen wird, denn SC Groß-Umstadt, Schachforum Darmstadt III und SK Langen II sind jeweils noch einmal spielfrei. Die Lage des momentanen Tabellenletzten SK Langen II ist allerdings deutlich am prekärsten, denn mit SC Weiterstadt II und SC Goddelau wartet hier das ungleich schwerste Restprogramm.
In der Kreisklasse A scheint SV Griesheim III kaum mehr zu stoppen. Der Tabellenführer geht mit einem satten Drei-Punkte-Vorsprung auf die Nicht-Aufstiegsplätze in die letzten drei Partien. Das nächste Spiel bei SC Weiterstadt III könnte hier schon eine Vorentscheidung bringen. Gute Aussichten hat außerdem SK Reinheim II, das sich auf dem zweiten Platz konsolidiert. Doch hier sind die Abstände der Verfolger durchaus moderat. Am Tabellenende muss sich SK Langen II die größten Sorgen machen.
Noch komfortabler ist die Lage von SK Eberstadt II in der Kreisklasse B. Das Team dominiert die Klasse so ziemlich nach Belieben und ist allen Verfolgern enteilt. Spannend bleibt das Rennen um den zweiten Platz, in dem mehrere Mannschaften noch munter mitmischen. Von Platz 2 bis Platz 6 sind die Aussichten keineswegs illusionär.
Das doppelte Breuberg bestimmt die Richtung in der Kreisklasse C. Vieles spricht derzeit dafür, dass der Verein des Bezirksvorsitzenden Heinz Wolk in diesem Jahr drei Aufsteiger küren darf: Einmal in der Starkenburgliga und eben zweimal in der Kreisklasse C. Doch das homogene Tabellenbild in der Kreisklasse C lässt auch noch zahlreiche andere Konstellationen zu. Ganz hinten steht gegenwärtig SK Reinheim III, doch auch hier ist das rettende Ufer nicht weit.
Erster Meister ist SC Gersprenz IV in der Kreisklasse D2. Die Mannschaft ist nicht mehr einzuholen, da Verfolger FK Babenhausen III in der letzten Runde spielfrei ist. Noch nicht entschieden ist der Platz an der Sonne in der Kreisklasse D1, wo SK Gernsheim IV in Führung liegt, die Abstände aber noch überschaubar sind.
In der Zusatzklasse E liegt Ladja Roßdorf V vor den beiden Mannschaften von SK Bad König in Führung. Aber hier sind noch drei Runden zu absolvieren.

Holger Bergmann